19.07.2022 | Nachhaltigeres Wirtschaften

Gemeinwohl statt Profite: Was kooperatives Wirtschaften ausmacht

Otto-Schmidt-Verlag

Sozialunternehmen, Genossenschaften, Bürgergesellschaften oder Vereine: Was solche Formen kooperativen Wirtschaftens ausmacht und wie sie den sozialen und ökologischen Wandel der Gesellschaft voranbringen können, untersucht ein Forschungsprojekt.

Die Forschenden zeigen, dass diese Wirtschaftsformen neue kollektive Eigentumsstrukturen aufbauen und sich stark an ihren Zielgruppen orientieren. Sie setzen mehr auf das Gemeinwohl als auf Profite und handeln mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Öffentlichkeit besonders transparent. Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift für Gemeinwirtschaft und Gemeinwohl vorgestellt.

Wirtschaften jenseits der klassischen Sektorenlogik

Projektleiter Christian Lautermann erklärt: „Die klassische Einteilung in Markt, Staat und Non-Profit-Sektor macht neue Formen des Wirtschaftens unsichtbar. Dabei gibt es immer mehr Unternehmungen, die konkrete Zielgruppen und das Gemeinwohl fördern wollen und die dabei sowohl am marktlichen Wettbewerb teilnehmen als auch in zivilgesellschaftlichen Verbünden kooperieren. Damit wirtschaften sie jenseits der klassischen Sektorenlogik“.

Das Merkmal der Bedarfswirtschaft zeichnet Wirtschaftsweisen aus, die nicht auf Wachstum orientiert sind, sondern Ziele erfüllen, die für Mensch und Erde verträglich sind. Ein Beispiel sind die neuen Initiativen der Solidarischen Landwirtschaft. Diese entziehen den Gemüseanbau der Marktlogik und ermöglichen somit an Bedarfe angepasste Produktion. Verantwortung für die Öffentlichkeit übernehmen kooperativ wirtschaftende Akteure, indem sie ihre Stakeholder weit fassen und sich in der Pflicht sehen, ihr Handeln der breiten Öffentlichkeit gegenüber transparent zu machen.

Von Solidarischer Landwirtschaft bis Plattform-Kooperativen 

Die Bewegung des Plattform-Kooperativismus zeigt ebenfalls, wie kooperatives Wirtschaften aussehen kann. In der CoopCycle-Föderation etwa haben sich mehr als 30 Fahrradkurier-Kollektive zusammengeschlossen, um gemeinsam eine Plattform-Infrastruktur für Letzte-Meile-Lieferungen zu nutzen. Lokale Initiativen sollen dabei unterstützt werden, sich selbstbestimmt zu organisieren und faire Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

Das Forschungsprojekt "Teilgabe" (www.teilgabe.net) wird vom Bundesforschungsministerium gefördert.

(IÖW / STB Web)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 19.07.2022, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.