27.05.2025 | Praxistipps
Von Daniel Werner, HR Rocket GmbH
Der Berufsstand steckt in der wohl stärksten Talentkrise seiner Geschichte. Laut STAX 2024 blieben fast 60 Prozent der offenen Stellen in Einzelkanzleien 2023 unbesetzt; und selbst Berufsausübungsgesellschaften erreichten nur eine Besetzungsquote von rund 70 Prozent. Die Gründe sind vielfältig, doch es gibt es auch eine neue Konkurrenz um Talente: Tech-Konzerne, Start-ups und Remote-Employer werben Steuerprofis mit flexiblen Arbeitsmodellen ab. Mit den folgenden zehn Hacks lässt sich der Mangel zur Chance wenden – weil Sie genau das bieten, wonach Talente heute suchen.
Die 40-Stunden-Norm verscheucht Bewerber. 36-Stunden-Woche, Job-Sharing und Hybrid-Arbeit sprechen dagegen die Lebenswirklichkeit an. Formulieren Sie Ihre Anzeige als Einladung: "Nennen Sie Ihr Wunschmodell – wir prüfen es." Ein Dialog ersetzt das starre Lastenheft.
Klassisch |
Modern & begehrlich |
40 Std. Vollzeit |
36 Std. (4-Tage-Woche) |
Präsenzpflicht |
2 Tage Homeoffice |
Starre Kernzeit |
Gleitzeit & Vertrauensarbeitszeit |
Bevor ein Lebenslauf geschickt wird, landet fast jede Kandidatin auf Ihrer Website. Drei Sätze Employer Value Proposition, authentische Team-Fotos, vielleicht noch eine One-Click-Bewerbung und ein Calendly-Link für ein 15-Minuten-Videocall können den Unterschied machen. Authentizität schlägt Hochglanz.
Fragen Sie Ihr Team halbjährlich per Pulse-Umfrage, was wirklich hilft: Premium-Kaffee, Mobility-Budget, Tax-Tech-Lab-Zeit oder Parkplatzgarantie?
Wer ausschließlich auf großen Jobbörsen inseriert, fischt im Haifischbecken. Spezifische StB-Plattformen, Jobbörsen speziell für Berufe im Steuerwesen, Kooperationen mit Hochschul-Fachschaften oder ein Plakat (zur richtigen Zeit) vor dem IHK-Prüfungszentrum greifen Talente exakt im Entscheidungsmoment ab.
Instagram-Reels aus der Mittagspause, TikTok-Steuertipps oder LinkedIn-Live-Sessions zeigen Nahbarkeit. Regionale-Ads im 20-km-Radius oder bei Followern konkurrierender Kanzleien bringen Reichweite ohne Streuverlust.
Mitarbeitende kennen die Branche und wissen, wer passt. Eine transparente Referral-Prämie von 1.000 Euro schlägt Headhunter-Fees von 5.000 bis 20.000 Euro pro Einstellung. Qualität und Tempo steigen.
Zeigen Sie die Route vom Sachbearbeiter zur Partnerin. Weiterbildungsbudgets, Steuerfachwirt-Programme und Mentoring erhöhen die Bindung und machen Ihre Kanzlei für ambitionierte Talente sichtbar.
Eine top Kanzleisoftware ist Pflicht, aber KI-gestützte Workflows (OCR-Belegerkennung, automatisierte Recherche) signalisieren Zukunftsorientierung: "Wir automatisieren Routine, damit du beraten kannst."
Antworten unter 48 Stunden, Feedback in jeder Phase und E-Signaturen für Verträge gelten heute als Hygienefaktor. Schnelligkeit wird als Wertschätzung gelesen – und Sie verlieren niemanden an langsamere Wettbewerber.
Gastvorträge an Hochschulen, Sponsoring von Tax Tech-Meetups oder ein eigener Steuer-Podcast positionieren Sie als Meinungsführer. Passive Zuhörer werden so zu aktiven Bewerbern.
Der Engpass ist real, doch flexible Arbeitsmodelle, eine ehrliche Online-Präsenz, spürbare Benefits, strategische Platzierung und Tech-Affinität formen ein Recruiting-Ökosystem, das Talente anzieht, statt mühsam suchen zu müssen. Wählen Sie zwei Ideen, setzen Sie sie in den nächsten 30 Tagen um – und messen Sie die Resonanz. Wer jetzt optimiert, gewinnt den "War for Tax-Talents".
Daniel Werner ist leidenschaftlicher HR-Stratege, Ehemann und Vater von zwei Kindern. Seit über 13 Jahren gestaltet er Recruiting-Prozesse und Arbeitswelten, heute als Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter der HR Rocket GmbH (www.hr-rocket.com). Mit spezialisierten Jobbörsen wie stb-jobs.com und einem ganzheitlichen Full-Service-Personaldienstleistungsansatz unterstützt er Unternehmen bei der Talent-Suche.