25.09.2013 |

Weinkolumne: Das Biest aus dem Rheingau

Von RAin Brigitte Käser, Hannover *

Rheingau - für jeden Weintrinker der Inbegriff für gute Rieslinge mit Weltruf. Kein Wunder, sind hier doch die klimatischen Bedingungen für den Weinbau geradezu perfekt. Genau hier befindet sich auch der Geburtsort für einen ganz besonderen Tropfen.  

Im Rheingau ist Riesling angesagt. (Foto: © dp@pic - Fotolia.com)

Milde Winter und trocken-warme Sommer verleihen der Kulturlandschaft Rheingau einen Hauch von Mittelmeer und so sollte sich der Leser nicht wundern, wenn er in den südlichen Gärten nahe des Rheins auf Feigenbäume, Oliven und  Aprikosen stößt. Touristisch bietet sich für den passionierten Weintrinker eine Tour an – gerne auch mit dem Drahtesel, wenn es sportlich sein soll – die von, Lorchhausen, dem Tor zum Rheingau, bis nach Flörsheim-Wicker führt. Allerdings sollte man sich nicht irritieren lassen, denn auch Flörsheimer meinen, dass sie das Tor zum Rheingau seien. Alles eine Frage der Perspektive eben.

Edle Weine mit schönen Namen

Da der Riesling mit fast 80 Prozent der Anbaufläche absolut dominierend ist, sollten sich ausgewiesene Rotweintrinker vielleicht lieber nur im Rotweindorf Assmannshausen aufhalten. Der Spätburgunder wird dort erstmals 1507 erwähnt und gehört auch heute noch zu einem der besten seiner Sorte. Riesling also aller Orten und nirgends auf der Welt haben die Weingüter auch so wohlklingende und aristokratische Namen wie hier: Schloss Johannisberg, Schloss Vollrads, Schloss Reinhartshausen, Prinz von Hessen oder auch Kloster Eberbach.

Junger Rebell mit Tradition

Äh, und jetzt ein Biest? Der Name passt so gar nicht in die traditionelle Weinwelt des Rheingaus. Hinter dem Biest steht Stefan Bieber, ein Newcomer und Profi zugleich. Nach seiner Ausbildung und dem Studium im Kellermeisterteam von Robert Weil tätig und seit Beginn dieses Jahres mit Biebers Weinkultur selbstständiger Weinmacher. Biebers Weine gibt es aber schon seit 2008, zunächst nur als reines Privatvergnügen nach Feierabend gedacht, wurde sein Hobby inzwischen zum Haupterwerb. „Biebers Weinkultur“ lautet der Name des Weinguts ohne eigene Weinberge. Die Trauben kommen nämlich von zwei befreundeten Weingütern. Meine Entdeckung aus dem Hause Bieber ist das Riesling-Flagschiff „Biest“.  Trauben aus der Lage Kiedricher Sandgrub mit seinen über 35 Jahre alten Rebstöcken; die Lese erfolgt nach einer langen Hängezeit von über 120 Tagen in selektiver Handlese. Unkonventionell wie der Name ist auch die Einstellung des Weinmachers zum Ausbau des Weines. Spontanvergärung oder Reinzuchthefegärung oder beides – je nachdem, wie der Jahrgang es verlangt. Wichtig ist das Ergebnis und das kann sich sehen und schmecken lassen!

Ein Biest mit Potenzial

Getrunken habe ich das Biest aus 2011 und man sollte ihm etwas Luft gönnen, bevor man ihn trinkt, aber schon der erste Schluck macht klar: Das Biest ist ein kraftvoller und doch eleganter Riesling mit Lagerpotenzial. Dezente Karamellnoten und viel Steinobst wie Aprikose, Pfirsich und durch alles schimmert eine leichte Mineralität. Die Säure ist perfekt eingebunden. Mit  einem Alkoholgehalt von 13,5 Prozent allerdings auch eine echte Wucht und da heißt es Obacht vor dem Biest, denn so saftig und lecker wie dieser Wein daherkommt, schmeckt dann auch das zweite Glas. Entweder als idealer Begleiter zu kräftigeren Gerichten oder einfach solo. Prost Biest.

Ach ja, der Name ist übrigens nichts anderes als die Kombination der Anfangsbuchstaben von Bieber, Stefan – aber das haben Sie sicherlich schon längst erraten!

* Über die Autorin:

Neben ihrem Hauptberuf als Geschäftsführerin Gesundheitsmanagement ambulant der AOK Niedersachsen ist Brigitte Käser auch als Rechtsanwältin tätig (www.brigitte-kaeser.de). Sie twittert unter @Stiftungsrecht

Mehr über die STB-Web-Weinkolumne lesen Sie hier: "Wein und Steuern – eine verheißungsvolle Verbindung"