27.07.2023 | Kanzleimanagement

Mitarbeitergewinnung: Vermeidung von Frust und kostspieligen Fehlern

Otto-Schmidt-Verlag

Von Zach Davis, Simple First Consulting GmbH

Es ist allgemein bekannt, dass die Gewinnung qualifizierter Steuerfachkräfte in den letzten Jahren schwieriger geworden ist. Aber warum ist das so und welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen und immer ausreichend Fachkräfte zur Verfügung zu haben? Denn wenn dies gelingt, können alle Beteiligten ihr eigentliches Ziel erreichen: ein Arbeitspensum, das ohne übermäßigen Zeitdruck und ständiges Vertrösten von Mandanten bewältigt werden kann. Dieser Beitrag präsentiert fünf Erkenntnisse, die entscheidende Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte bieten.

Zach Davis
Foto: © Zach Davis, Simple First Consulting GmbH

Erkenntnis Nr. 1: Abnehmende Wirksamkeit von Medien und Maßnahmen

Über die Jahre konnte ein deutlicher Trend zur abnehmenden Wirksamkeit verschiedener Medien festgestellt werden. Zunächst waren Printanzeigen effektiv, dann kamen Jobportale ins Spiel, und derzeit liegt der Fokus auf Social Media. All diese Kanäle können immer noch funktionieren und vereinzelt erfolgreiche Ergebnisse liefern. Leider ist die Erfolgsquote in den meisten Fällen jedoch sehr niedrig. Ein Vergleich mit einem Teich voller Fische verdeutlicht die Problematik: Wenn anfangs 10 Angler am Ufer standen, waren die meisten mit dem Ergebnis zufrieden. Doch wenn nun 100 Angler dasselbe Gewässer frequentieren, sinkt die Erfolgschance drastisch. Durch die gestiegene Nachfrage ist auch der Preis für einen guten Angelplatz erheblich gestiegen. Dadurch wird es für Agenturen schwieriger, das versprochene Resultat zu liefern.

Erkenntnis Nr. 2: Multiplikation mit Null

Eine Person, die grundsätzlich an einer Beschäftigung interessiert ist oder sein könnte, durchläuft zahlreiche Schritte, bevor sie sich tatsächlich bewirbt. Nehmen wir an, es gibt insgesamt 10 Schritte. Wenn an irgendeiner Stelle jemand abspringt, kommt es nicht zur Beschäftigung, und alle vorherigen Bemühungen waren umsonst. Stellen wir uns vor, bei einem 10-km-Lauf gibt es ein riesiges Erdloch bei Kilometer 4, das alle Teilnehmer verschluckt. Selbst wenn wir die Anzahl der Startenden um 30%, 100% oder 200% erhöhen, würde niemand das Ziel erreichen. Ich kenne einen Fall, bei dem 20 Personen das Bewerbungsformular erreicht haben, aber nur eine einzige Person tatsächlich auf "Jetzt bewerben" geklickt und das Formular abgeschickt hat. In solchen Fällen liegt der größte Hebel nicht darin, mehr Menschen anzuziehen, sondern das Formular selbst zu verbessern.

Das größte übergeordnete Problem, das wir identifizieren, ist die Null-Multiplikation. Das bedeutet, dass einzelne Schritte gut funktionieren, jedoch an einem bestimmten Punkt kaum jemand weiterkommt.

Erkenntnis Nr. 3: Der Karrierebereich - wichtig, aber nicht ausreichend

Was tut jemand, der auf Ihre Kanzlei aufmerksam wird und Interesse an einer Beschäftigung hat? Diese Person wird entweder den Namen der Kanzlei googeln oder auf einen Link klicken, der sie zur Website führt. Dabei ist es unabhängig davon, wie die Person auf Ihre Kanzlei aufmerksam geworden ist (z.B. Anzeige, Mundpropaganda, Veranstaltung).

Foto: © Zach Davis, Simple First Consulting GmbH

Mein Tipp: Die Website sollte in Bezug auf Ihre Aktivitäten mindestens eine Bewertung von 7 von 10 erhalten. Warum? Denn die ersten Eindrücke auf der Website entscheiden darüber, ob die Person abspringt oder zumindest den Karrierebereich (oder Jobs oder Stellen) anklickt. Wenn dies nicht geschieht, werden Sie nie von dieser Person erfahren.

Mein zweiter Tipp: Der Karrierebereich sollte in Bezug auf die Aktivität eine Bewertung von 10 von 10 erhalten. Warum? Weil dort entschieden wird, ob sich 2-5% oder 20-50% der Besucher bewerben. Dies hat einen enormen Einfluss auf den Erfolg Ihrer Rekrutierungsmaßnahmen. Mit anderen Worten, Ihre Maßnahmen können gut sein, aber wenn sich nach dem Besuch des Karrierebereichs kaum jemand bewirbt, liegt der Fokus nicht auf der Erhöhung der Reichweite oder des Budgets, das Sie in dieselben Maßnahmen investieren.

Umgekehrt gilt: Selbst der attraktivste Karrierebereich bringt Ihnen leider keine Bewerber, wenn kaum jemand oder keine relevanten Personen auf Ihre Kanzlei aufmerksam werden.

Erkenntnis Nr. 4: Angebote verstehen oder Roulette spielen

Natürlich konsultieren wir Spezialisten, weil sie (hoffentlich) über mehr Fachkenntnisse in einem bestimmten Bereich verfügen als wir selbst. Hierbei ist die Bandbreite der Qualität enorm hoch, speziell, wenn es keine strengen Zulassungsvoraussetzungen wie im Medizinstudium oder der Steuerberatung gibt.

Aber was bedeutet das? Es bedeutet, dass man vorgeschlagene Maßnahmen und Angebote zumindest so weit verstehen sollte, dass man ihre Sinnhaftigkeit beurteilen kann. Man muss nicht jedes Detail kennen und verstehen, aber gewisse Zusammenhänge sollten ersichtlich sein.

Hier ist ein konkreter Ratschlag:

Stellen Sie an mehreren Stellen mindestens eine Ebene tiefere Fragen als das, was Ihnen standardmäßig in Form einer Verkaufspräsentation angeboten wird. Wenn Sie an fünf Stellen tiefere Fragen stellen und plausible Antworten erhalten, ist die Wahrscheinlichkeit einer Fehlinvestition wesentlich geringer. Wenn jemand behauptet, dass dies zu kompliziert sei, sagen Sie: "Ich bin nicht der intelligenteste Mensch, der je diesen Planeten betreten hat, aber ich bin nicht dumm - erklären Sie es mir. Ich möchte verstehen, was ich eventuell kaufen werde!"

Es ist ratsam, das Gesamtbild eines Unternehmens auf Plausibilität zu prüfen. Überprüfen Sie die angegebene Kundenzahl und ein paar Kundenreferenzen nach Möglichkeit. Beachten Sie auch, ob die Rubrik "Pressw" hauptsächlich Anzeigen enthält. Fragen Sie nach aktuellen Kundenreferenzen, um die Ergebnisse und Qualität des Unternehmens besser einzuschätzen. Hinterfragen Sie kritisch und holen Sie weitere Informationen ein, um sicherzustellen, dass das Unternehmen vertrauenswürdig ist und Ihren Erwartungen entspricht.

Erkenntnis Nr. 5: Das Hammer-Nagel-Phänomen

Das Hammer-Nagel-Phänomen zeigte sich bei mir in einer persönlichen Erfahrung, bei der eine schwierige Entscheidung meinerseits zwischen einer Operation und einer anderen Behandlungsform getroffen werden musste. Ich erhielt vom Arzt eine detaillierte Darstellung der Vor- und Nachteile beider Optionen, was jedoch nicht zu einer klaren Entscheidung führte. Schließlich fragte ich den Arzt, was er selbst tun würde, woraufhin dieser antwortete: "Ich bin Chirurg, ich würde schneiden!" – Ja, ich habe die Operation überlebt.

Vielleicht kennen Sie den Ausspruch: Wenn man einen Hammer in der Hand hat, sieht alles aus wie ein Nagel! Wenn eine Agentur auf LinkedIn-Kampagnen spezialisiert ist: Was wird diese wohl nahelegen und anbieten? Ein Kunde von uns hat sich für eine solche LinkedIn-Kampagne entschieden. Kostenpunkt 8000 €. Ergebnis: Null! Keine einzige brauchbare Bewerbung! Wir haben dann ausgelesen, dass es in der Region mit der gesuchten Qualifikation ganze sieben Personen gibt. Da macht eine Kampagne, die mehrere tausend Augenpaare sehen, wenig Sinn.

Wenn Sie sich fragen, was in der Mitarbeitergewinnung funktioniert: Es gibt durchaus Wege, die die große Mehrheit nicht beschreitet und daher überdurchschnittlich gut funktionieren, übrigens ohne ein Vermögen zu kosten. Natürlich kommt es bei jedem dieser Wege auf das genauere "Wie" der Durchführung an. Aber das wäre ein Thema für einen separaten Beitrag nach dem Verstehen dieser Grundlagen.

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Zur Person:

Zach DavisZach Davis ist Experte für Kapazitätsengpässe, Zeitintelligenz und Mitarbeitergewinnung, Vortragsredner des Jahres 2011, erfolgreicher Speaker und Berater. Als Coach unterstützt er Steuerkanzleien dabei, mehr Mitarbeiter zu gewinnen, sowie produktiver und profitabler zu werden. Er ist Mitgründer und Geschäftsführer der Simple First Consulting GmbH (www.simple-first.de)

Hinweis: Beachten Sie bitte das Datum dieses Artikels. Er stammt vom 27.07.2023, sodass die Inhalte ggf. nicht mehr dem aktuellsten (Rechts-) Stand entsprechen.