10.04.2024 | Studie

Lehrberufe wieder attraktiver

Je höher der Bildungsabschluss, desto höher die Löhne. Diese Aussage gilt auch heute noch, obwohl die mittleren Lohnabstände zwischen Studien- und Lehr-Abschlüssen seit einiger Zeit geringer werden. Dadurch werden Lehrberufe wieder attraktiver.

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(Foto: © iStock.com/stockce)

Dies zeigt eine Studie des ZEW Mannheim in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) über die Auswirkungen der Hochschulexpansion, also das Steigen der Studienanfängerquote.

Akademisierung und Hochschulexpansion

"Seit 2015 stieg die Anzahl an Hochschulabsolvierenden nur noch geringfügig. Gleichzeitig verringerte sich der Lohnabstand zu Personen mit Lehr-Abschlüssen und ist bei den Frauen bereits wieder auf dem Niveau von Mitte der 90er Jahre angekommen. Also dem Zeitpunkt, ab dem der Lohnabstand zu steigen begann und sich die Akademisierung vor allem der Frauen beschleunigt hat. Der sinkende Lohnabstand zu Erwerbstätigen mit Lehre bedeutet erst einmal einen Dämpfer für eine weitergehende Hochschulexpansion. Dennoch verspricht ein Studium auch weiterhin für viele junge Leute eine ordentliche Bildungsrendite", erklärt Dr. Jessica Ordemann, Mitautorin und tätig am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in Hannover.

Sinkender Lohnabstand durch Mindestlohn und Homeoffice

Durch die Hochschulexpansion kam es zu vermehrtem Wettbewerb unter den Personen mit akademischer Ausbildung, wodurch der mittlere Lohnabstand zu Erwerbstätigen mit Lehre wieder gesunken ist. Es gibt weitere Ursachen, die ebenso dazu beitragen.

Erstens studierten im Zuge der Akademisierung auch mehr Menschen mit einer schwächer ausgeprägten Vorliebe für ein Studium. Zweitens profitierten die unteren und mittleren Einkommensgruppen vom 2015 eingeführten Mindestlohn, was wahrscheinlich auch zur Reduktion des Lohnabstands beigetragen hat, so die Interpretation der Studienergebnisse durch das Forschungsteam.

Veränderte Studienwahl als weitere Ursache

Die veränderte Studienwahl in Richtung Geistes- und Sozialwissenschaften sei eine dritte Ursache. Diese bis 2010 stark expandierenden Fachrichtungen können das Lohnwachstum bremsen, weil deren Durchschnittslöhne unter denjenigen in den Ingenieurs-, Natur, und Wirtschaftswissenschaften liegen.

Viertens helfe das Homeoffice, das überproportional von akademischen Fachkräften genutzt wird, Wegekosten und Zeit einzusparen. Die Beschäftigten und die Unternehmen könnten die entstandenen Einsparungen geteilt haben, was in einem moderaten Umfang ebenfalls zur Reduktion des Lohnabstandes beigetragen haben mag.

(ZEW / STB Web)